Die Schuldenbremse zwingt Bund und Länder dazu, die öffentlichen Haushalte zu sanieren. So unstrittig dieses Ziel auch ist – im Bildungsbereich lautet die Herausforderung, künftig noch mehr Mittel als bislang zur Verfügung zu stellen.
Das hat (auch) mit der Transformation zu tun, die das Bildungswesen durchläuft. Schule, das heißt eben nicht mehr: Tafel, Kreide, Heft. Vielmehr bestimmen Laptop, Tablet und Lernplattformen heute den Alltag in immer mehr Klassenzimmern. Neue Geräte und Anwendungen erleichtern den Zugang zu Wissen, fördern Kreativität, Partizipation und Interaktion, benötigen aber auch eine leistungsstarke digitale Infrastruktur. Die Kosten dafür gehen in die Milliarden.
Zugleich ist es mit der Technik allein nicht getan: Auch und gerade im digitalen Kontext kommt es unvermindert auf qualitätsgesicherte Inhalte an, die gemäß höchsten didaktischen Standards vermittelt werden. Was wir bzw. was unsere Schulen brauchen, ist demnach eine Balance von neuen Technologien einerseits und unverzichtbaren Inhalten andererseits. Und genau hier, bei der Schaffung dieser Balance, kommen die Anbieter professioneller Bildungsmedien ins Spiel.
Die Ausgaben an öffentlichen Schulen je Schülerin und Schüler betrugen 2021 durchschnittlich 9.200 Euro. Davon entfielen 7.000 Euro auf Personalausgaben, rund 1.300 Euro auf den laufenden Sachaufwand und weitere 900 Euro auf Investitionsausgaben.
Personalausgaben
Investitionen und
laufender Sachaufwand
Bildungsmedien sind Teil des laufenden Sachaufwands. Der Verband Bildungsmedien schätzt ihren Anteil auf 50 Euro.
Bildungsmedienverlage stellen Lehr- und Lernmittel (u. a. Schulbücher und Lernhilfen, E-Books und Bildungssoftware, Medien für Whiteboards, Online-Portale, Fachliteratur) für alle Phasen des Lernens her. Sie unterstützen und begleiten junge, heranwachsende, aber auch ältere Menschen entlang ihrer gesamten Bildungs- oder Ausbildungsbiographie. Dabei bieten sie ihren Kunden eine zunehmend breite Leistungs- und Angebotspalette.
So werden den Lernenden und Lehrenden für jeden Lehrplan, jede Schulform und jedes Schulfach Bildungsinhalte und -medien in didaktisch und methodisch kohärenter Form analog oder digital zur Verfügung gestellt. In Deutschland bedeutet dies, Formate für nicht weniger als 3.000 Lehrpläne, 20 Schulformen, bis zu zehn Fächer pro Schulform und zwölf (G8) bzw. 13 (G9) Jahrgänge zu entwickeln – gelebter Bildungsföderalismus in 16 diesbezüglich souverän agierenden Bundesländern.
Allein diese Zahlen lassen erahnen, welch hohen Aufwand die Erstellung qualitätsgesicherter, anforderungsgerechter Bildungsmedien bedeutet. Konzipieren, Inhalte didaktisch aufbereiten und mit den Kultusministerien abstimmen, externe Autoren einbinden, deren Texte redigieren, Rechte (an Inhalten, Bildern oder Videomaterial) einkaufen, digitale Formate entwickeln, Produktionsprozesse steuern, Distribution organisieren – die Wertschöpfungskette der Bildungsmedienverlage ist lang und komplex. Und sie ist kostspielig: Nicht nur zählt es zum Grundverständnis der Unternehmen, dass Autoren für ihre Arbeit angemessen vergütet werden. Auch Nutzungsrechte verlangen ihren Preis. Vor allem aber müssen die Verlage ständig in Innovationen investieren: Der Wettbewerb nimmt zu, und die Ansprüche an zeitgemäße Bildungsmedien steigen stetig. Dabei ist das Marktvolumen nach oben begrenzt: Alternative Vermarktungsmöglichkeiten wie in der Belletristik (Verfilmungen, Auslandsgeschäft) stehen den Bildungsmedienverlagen nicht zur Verfügung. Die Folge all dieser Einflussfaktoren: Das kaufmännische Risiko gehört zum Alltag der Bildungsmedienverlage wie der Akkusativ zum Deutschunterricht.
Dies sind freie Lern- und Lehrmaterialien, die durch ihre Nutzer verändert, kombiniert und in anderen Zusammenhängen wieder- oder weiterverwendet werden können. Zwar stellen OER keinen Ersatz für auf mehrere Jahre angelegte, curricular aufgebaute Materialsammlungen dar. Sie werden aber meist mit kostenlosen Bildungsmedien gleichgesetzt.
Bildungsmedienverlage gestalten den Markt der OER seit Jahren aktiv mit, indem sie OER als eine Lizenzform in ihre Angebote integrieren. Dabei werden durch die Verlage nur solche OER in den Verkehr gebracht, die keine Urheberrechte verletzen und keine Datenschutzprobleme aufwerfen. Entsprechende Kontrollen und Prüfungen sind Teil des Qualitätsversprechens der Verlage. All diese Wertschöpfungsschritte sind mit entsprechenden finanziellen Aufwendungen verknüpft.
Schließlich, ob analog oder digital: Verlage stellen sicher, dass ihre Inhalte frei von Partikularinteressen sind und Diversität zeitgemäß widerspiegeln.