Freitag, 1. März 2019

Digitalisierung in der Bildung – Bildungsmedienverlage sind Partner der Lehrkräfte

Dr. Ilas Körner-Wellershaus Dr. Ilas Körner-Wellershaus picture alliance / Robert Schlesinger

Vom 19. bis 23. Februar 2019 war die didacta – die Bildungsmesse in Köln zu Gast, die mit rund 100.000 Besucherinnen und Besuchern, über 900 ausstellenden Unternehmen und rund 1.000 Veranstaltungen im Rahmenprogramm weltweit größte Messe für den gesamten Bildungsbereich. Auch die Bildungsmedienverlage präsentierten ihre didaktischen Konzepte und Produktinnovationen.

Dr. Ilas Körner-Wellershaus ist Vorstandsvorsitzender beim Verband Bildungsmedien, gemeinsam mit dem Didacta Verband der Bildungswirtschaft einer der ideellen Träger der didacta – die Bildungsmesse.


Herr Dr. Körner-Wellershaus, wie haben Sie die didacta 2019 erlebt?

Aus Sicht der Bildungsmedienverlage war die didacta 2019 ein großer Erfolg. Sie war von einem lebhaften und intensiven Austausch mit den Lehrerinnen und Lehrern geprägt. Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr die Individualisierung des Lernprozesses und dort besonders der Umgang mit digitalen Lernmedien.


Und doch liegt der Branchenumsatz mit digitalen Produkten unverändert bei nur rund 5 Prozent?

Dieser geringe Umsatz wird oft als Gradmesser für die Verbreitung oder gar Akzeptanz der digitalen Bildungsmedien genommen. Das ist vollkommen falsch. Die Verlage geben digitale Produkte häufig im Verbund mit gedruckten ab, zu einem reduzierten Preis oder gratis. Sie tun dies in dem Wissen, dass keine ausreichenden Budgets für digitale Produkte vorhanden sind oder es überhaupt keine definierten Beschaffungswege für die Schulen gibt. Wenn wir als Verband den geringen Umsatzanteil der digitalen Produkte bedauern, so bezieht sich dies auf die Schwierigkeit, digitale Produktentwicklungen zu refinanzieren. Das Kundeninteresse aber und der Wunsch der Lehrkräfte, sich mit den didaktischen Möglichkeiten der Digitalisierung auseinanderzusetzen, sind – wie die didacta 2019 mehr denn je gezeigt hat – sehr groß.


Fragen tatsächlich viele Lehrkräfte auch 20 Jahre nach den ersten digitalen Produkten noch nach Karteikarten und Overhead-Folien?

Man muss sich die unglaubliche Vielfalt im deutschen Bildungssystem vor Augen führen. Wir erleben die föderale Struktur schon bei der Lehrerausbildung und haben viele unterschiedliche Schulformen in allen Bundesländern. Oft ändern sich nach einer Landtagswahl Stundentafeln und Curricula. Dazu kommt eine Vielzahl unterschiedlicher Weiter- und Fortbildungsangebote für Lehrkräfte auch durch die Privatwirtschaft. Rechnen Sie unterschiedliche didaktische Wege hinzu, so gibt es nicht „den Lehrer“, nicht „die Lehrerin“, sondern Fachkräfte, die sehr genau wissen, wie ihre jeweilige Unterrichtsstunde ablaufen soll, und dafür die entsprechenden Unterrichtsmaterialien aussuchen. Die Verlage reagieren darauf mit einer großen Bandbreite von Produkten, aus denen Lehrkräfte idealerweise auswählen können sollten. Karteikarten und Overhead-Folien können dann ebenso sinnvoll und „richtig“ sein wie Online-Portale und Augmented-Reality-Anwendungen.


Welche digitalen Produkte bieten die Verlage an – ist das mehr als .pdf?

Wir sind davon überzeugt, dass digitale Lernangebote es den Lehrkräften ermöglichen, den Anforderungen an modernen Unterricht zu genügen und den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern zu verbessern: Digitale Bildungsmedien helfen, Schülerinnen und Schüler mit differenzierenden digitalen Lernangeboten individuell zu fördern – bei überschaubarem Zeitaufwand für die Lehrkräfte. Innovative Bildungsmedien unterstützen das gemeinsame Arbeiten in Teams und lassen mehr Zeit für die Moderation durch die Lehrenden. Und multimediale Lernangebote eröffnen neue, motivierende Zugänge zum Kompetenzerwerb und gehen dabei auf unterschiedliche Lerntypen ein. Für alle Bildungsbereiche – von der frühen Bildung über die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen bis zur Erwachsenenbildung und der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften, für alle Schulfächer und Ausbildungsberufe, für alle Schularten und Lernniveaus unterbreiten die Bildungsmedienverlage Angebote. Wir haben AR- und VR-Anwendungen, Simulationssoftware, Online-Portale für die Lernstandsmessung und individuelle Förderung, interaktive und multimediale Schülerlernsoftware, die curriculare Inhalte als Lernstrecken ohne Rückbezug auf klassische Seitenstrukturen anbietet. Außerdem gibt es Software speziell für die Unterrichtsvorbereitung, bei der Lehrkräfte die Inhalte anpassen können. Das ist schon lange mehr als .pdf.


Wie geht es nun voran mit der Digitalisierung in der Bildung?

Alle Akteure müssen – und wollen sicher auch – an einem Strang ziehen. Die Schulen möchten beginnen; die Verlage verfügen über ein breites Angebot; Bund, Länder und Kommunen sind bereit, die Gelder für ein zukunftsfähiges und ‑gerechtes Bildungssystem zur Verfügung zu stellen. Aber es reichen keine Einmalfinanzierungen aus, und es darf auch nicht nur bei der Hardwareausstattung bleiben. Denn selbstverständlich gehört die regelmäßige Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte dazu und es geht weiter beim Datenschutz, beispielsweise durch die Vergabe von Schüleridentitäts- und Schulidentifikationsnummern, und bei der kontinuierlichen Wartung und Betreuung der digitalen Infrastruktur. Viele weitere Themen wären zu nennen. Die Bildungsmedienverlage sind auf diesem Weg Partner der Lehrkräfte.

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